Fachleute in Sorge – Epidemie schafft neue Herausforderungen beim Schutz von Kindern und Jugendlichen

Bild: Angelika Aschenbach

Die sozialpolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Lisa Gnadl, hat darauf hingewiesen, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen im Zeichen der Covid-19-Pandemie vor neuen Herausforderungen stehe. Die Jugendämter sähen sich vor erhebliche Probleme gestellt.

Gnadl stellte fest, dass die derzeitigen Einschränkungen des gewohnten Alltags eine Belastungsprobe für Familien darstellten. Viele von ihnen befänden sich aktuell in einer Art Ausnahmezustand, der davon geprägt sei, die Notwendigkeit der Kinderbetreuung daheim mit den Anforderungen des Home Office zu vereinbaren. Oftmals sähen sich Eltern auch mit existenziellen Sorgen um die eigene berufliche und finanzielle Zukunft konfrontiert. Hinzu komme, dass Wohnungen, die im normalen Alltag völlig ausreichend seien, als beengt wahrgenommen würden, wenn sich alle Familienmitglieder den ganzen Tag gemeinsam dort aufhielten, so Gnadl. Praktikerinnen und Praktiker aus dem Bereich des Kinderschutzes, aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hätten in den vergangenen Tagen deswegen Sorgen um das Kindeswohl geäußert.

Lisa Gnadl sagte dazu am Dienstag: „Wo bestehende Probleme auf eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit, Zukunftsängste und beengten Wohnraum treffen, wachsen die Spannungen zwischen den Familienmitgliedern. Die Lage wird dadurch verschärft, dass Schulen und Kitas, Sportvereine und Jugendzentren ihren Betrieb eingestellt haben – also die Institutionen, die oftmals den entscheidenden Beitrag dazu leisten, Misshandlungen und Missbrauch aufzudecken.“

Daher sei es in Zeiten von Covid-19 wichtiger denn je, dass jede und jeder auf Anzeichen von häuslicher Gewalt und Misshandlungen achte, so Gnadl. Sie sagte: „Eine aufgeklärte Öffentlichkeit ist gerade jetzt ein wirksames und wichtiges Mittel gegen die Gefährdung des Kindeswohls. Insbesondere die Nachbarschaft sollte stets ein Auge auf seltsames Verhalten haben und im Zweifel die örtlichen Behörden wie Polizei oder Jugendamt informieren. Gerade jetzt müssen wir noch stärker als sonst auf die Schwächsten in unserer Mitte achten.“

Lisa Gnadl appellierte zugleich an die Landesregierung, die hessischen Jugendämter in der aktuellen Krise besonders zu unterstützen: Viele Ämter arbeiteten auch in normalen Zeiten schon am Rande ihrer personellen Möglichkeiten. Nun verschärfe sich die Lage durch Schichtdienste oder Homeoffice der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Viele Jugendämter könnten derzeit nur noch akute Gefährdungsmeldungen bearbeiten. Hausbesuche seien aufgrund mangelnder Ausstattung zum Infektionsschutz gar nicht mehr möglich.

Gnadl sagte: „Im Augenblick fehlt überall die Ausrüstung zum Schutz vor dem neuartigen Corona-Virus. Wir müssen uns aber klarmachen, dass die Jugendämter gerade in der aktuellen Krise, die viele häusliche Gemeinschaften ans emotionale Limit führt, Teil der kritischen Infrastruktur sind, die besonders unterstützt werden muss – unter anderem mit Schutzkleidung. Ich erwarte, dass die Landesregierung hier entsprechend handelt und die Jugendämter in die Liste der Institutionen aufnimmt, die bevorzugt ausgestattet werden, sobald wieder mehr Schutzausrüstungen verfügbar sind.“