Tobias Eckert (SPD): In Trippelschritten zur Mobilitätswende – es fehlt an einer Gesamtstrategie für den ÖPNV in Hessen

Verkehrsminister Tarek Al-Wazir von den Grünen hat heute gemeinsam mit den Verkehrsverbünden RMV, NVV und VRN das Seniorenticket für Hessen vorgestellt. Dazu sagte der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Tobias Eckert:

„Grundsätzlich freuen wir uns für all jene Seniorinnen und Senioren, die das neue Ticket nutzen und das eigene Auto zukünftig stehen lassen wollen. Das Seniorenticket ist ein richtiger, wenn auch sehr kleiner Schritt auf dem langen Weg zur Mobilitätswende. Schade ist, dass sich der Verkehrsminister beim Seniorenticket erneut mit fremden Federn schmückt, indem er die Finanzierung des Tickets anderen überlässt. Wir bedanken uns deshalb insbesondere  bei den Verkehrsverbünden, die – wieder einmal – die Hauptlast der Finanzierung tragen müssen.

Nun stellt sich allerdings die Frage, wie viele einzelne Gruppen der Minister nach Schülern und Senioren noch mit speziellen Tickets beglücken will, eher er an die ‚langfristige Vision eines kostengünstigen Bürgertickets‘ heranreicht, wie es Schwarzgrün im Koalitionsvertrag formuliert hat. Diese Vision sehen wir jedenfalls noch nicht in Reichweite.

Außerdem kann die pompöse Präsentation des Seniorentickets nicht überdecken, welche Probleme des ÖPNV in Hessen der Minister erkennbar nicht angeht: Den Mangel an öffentlichen Verkehrsangeboten im ländlichen Raum und die chronische Überlastung von Bussen und Bahnen in den Ballungsgebieten. Anders gefragt: Was nützt der Rentnerin auf dem Dorf eine 365-Euro-Jahreskarte, wenn dort nur dreimal am Tag ein Bus fährt? Und wie attraktiv ist es wirklich für ältere Menschen im Ballungsraum, sich jetzt mit einem vergünstigten Jahresticket zu Berufspendlern und Schülergruppen in die notorisch überfüllten Busse und Bahnen quetschen zu dürfen?

Es wäre schön, wenn sich Minister Al-Wazir einmal damit beschäftigen würde, wie Qualität und Taktung des ÖPNV in der Fläche des ländlichen Raums verbessert werden können. Genau so schön wäre es, wenn er sich auch darüber Gedanken machte, wie die Mobilität von morgen im Ballungsraum strukturiert und organisiert werden kann – weg von der Anmutung einer Sardinenbüchse und hin zu intelligent vernetzten Verkehrsträgern.

Was wir also schmerzlich vermissen, ist eine übergeordnete Strategie des Verkehrsministers für einen zuverlässigen, attraktiven und bezahlbaren ÖPNV in ganz Hessen. Günstigere Tickets für viele Einzelgruppen machen noch keine Verkehrspolitik für alle.“